Preisstrategien und Preisbestimmung: Die Preisgestaltung ist einer der wichtigsten Faktoren, die den Erfolg eines Unternehmens bestimmen. Wie viel ein Produkt oder eine Dienstleistung kostet, beeinflusst direkt, ob Kunden kaufen, ob das Unternehmen wettbewerbsfähig bleibt und welche Gewinne erzielt werden. Doch wie genau bestimmen Unternehmen den richtigen Preis, und welche Preisstrategien gibt es?
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ToggleWas ist eine Preisstrategie?
Eine Preisstrategie ist der Ansatz, den ein Unternehmen verwendet, um die Preise für seine Produkte oder Dienstleistungen festzulegen. Diese Strategien basieren auf einer Vielzahl von Faktoren wie den Produktionskosten, der Nachfrage, dem Wettbewerb und den Unternehmenszielen. Die Wahl der richtigen Preisstrategie kann darüber entscheiden, ob ein Produkt erfolgreich ist oder nicht.
Beispiel
Ein Unternehmen, das ein neues Smartphone auf den Markt bringt, könnte sich dafür entscheiden, entweder einen hohen Preis zu verlangen, um es als Premium-Produkt zu positionieren, oder einen niedrigen Preis, um schnell Marktanteile zu gewinnen.
Wichtige Faktoren bei der Preisbestimmung
Bevor Unternehmen eine Preisstrategie wählen, müssen sie die Preisbestimmung durchführen. Dabei spielen mehrere Faktoren eine Rolle:
- Kosten: Dies sind die Ausgaben, die das Unternehmen hat, um ein Produkt herzustellen oder eine Dienstleistung anzubieten. Dazu gehören die Materialkosten, Produktionskosten, Personalkosten und Vertriebskosten. Der Preis muss die Kosten decken und zusätzlich Gewinn bringen.
- Kundennachfrage: Die Nachfrage nach einem Produkt beeinflusst den Preis. Wenn die Nachfrage hoch ist, können Unternehmen höhere Preise verlangen. Bei geringer Nachfrage müssen die Preise möglicherweise gesenkt werden.
- Wettbewerb: Die Preise der Konkurrenz spielen eine wichtige Rolle. Unternehmen müssen überlegen, ob sie ihre Preise ähnlich wie die Konkurrenz gestalten oder sich bewusst davon abheben möchten.
- Unternehmensziele: Manche Unternehmen verfolgen das Ziel, hohe Gewinne zu erzielen, während andere eher auf Marktdurchdringung setzen und deshalb niedrigere Preise verlangen, um möglichst viele Kunden zu gewinnen.
Preisbestimmungsstrategien
Es gibt verschiedene Methoden, um den Preis für ein Produkt oder eine Dienstleistung festzulegen. Hier sind einige der gängigsten:
Kosten-plus-Preisbildung
Die Kosten-plus-Preisbildung (auch Aufschlagkalkulation genannt) ist eine einfache Methode, bei der der Preis durch Hinzufügen eines Aufschlags zu den Produktionskosten ermittelt wird. Diese Methode stellt sicher, dass die Kosten gedeckt sind und das Unternehmen einen Gewinn erzielt.
Formel: Preis=Kosten+(Kosten×Gewinnaufschlag)
Beispiel:
Wenn die Herstellung eines T-Shirts 10 Euro kostet und das Unternehmen einen Gewinnaufschlag von 50 % plant, wird der Preis folgendermaßen berechnet:
Wettbewerbsorientierte Preisbildung
Bei der wettbewerbsorientierten Preisbildung orientiert sich das Unternehmen an den Preisen der Konkurrenz. Diese Methode ist besonders in stark umkämpften Märkten sinnvoll. Unternehmen können dabei entweder den gleichen Preis wie die Konkurrenz verlangen, höhere Preise für Premium-Produkte oder niedrigere Preise, um Marktanteile zu gewinnen.
Beispiel:
Wenn ein Unternehmen in den Markt für Kopfhörer eintritt und der Hauptkonkurrent seine Kopfhörer für 100 Euro verkauft, könnte das neue Unternehmen entscheiden, denselben Preis zu verlangen, um direkt mit dem Konkurrenten zu konkurrieren. Alternativ könnte es einen Preis von 90 Euro ansetzen, um mehr Kunden anzulocken.
Wertorientierte Preisbildung
Bei der wertorientierten Preisbildung richtet sich der Preis nach dem wahrgenommenen Wert des Produkts für den Kunden. Dies ist eine beliebte Methode für Premium-Marken, die ihre Produkte aufgrund ihres Markenimages oder ihrer Qualität teurer anbieten.
Beispiel:
Apple nutzt die wertorientierte Preisbildung für seine iPhones. Obwohl die Produktionskosten ähnlich wie bei anderen Smartphones sind, können sie aufgrund der Markenstärke und der wahrgenommenen Qualität einen deutlich höheren Preis verlangen.
Penetrationspreisstrategie
Die Penetrationspreisstrategie wird oft bei der Einführung neuer Produkte verwendet. Dabei setzt das Unternehmen einen niedrigen Preis, um schnell Marktanteile zu gewinnen und die Konkurrenz zu verdrängen. Sobald sich das Produkt etabliert hat, können die Preise schrittweise angehoben werden.
Beispiel:
Ein neuer Streaming-Dienst könnte in den ersten Monaten nur 5 Euro pro Monat verlangen, um viele Kunden zu gewinnen. Später, wenn der Dienst populär geworden ist, könnte der Preis auf 10 Euro erhöht werden.
Skimming-Preisstrategie
Die Skimming-Preisstrategie ist das Gegenteil der Penetrationsstrategie. Hierbei wird ein hoher Einführungspreis verlangt, um den maximalen Gewinn von frühen Käufern zu erzielen. Dieser Preis wird im Laufe der Zeit gesenkt, um weitere Käuferschichten zu erreichen.
Beispiel:
Viele Technologieunternehmen, wie z. B. bei der Markteinführung neuer Fernseher oder Smartphones, nutzen die Skimming-Preisstrategie. Ein neues Modell könnte zu einem sehr hohen Preis auf den Markt kommen und im Laufe der Zeit günstiger werden, wenn die Nachfrage der frühen Käufer nachlässt.
Preisstrategien für unterschiedliche Marktbedingungen
Die Wahl der Preisstrategie hängt stark von den Marktbedingungen und den Zielen des Unternehmens ab. Hier sind einige gängige Preisstrategien, die Unternehmen je nach Situation anwenden können:
Premiumpreisstrategie
Diese Strategie wird oft von Luxusmarken verwendet. Die Preise sind hoch, um ein exklusives Image zu schaffen und zu erhalten. Kunden sind bereit, mehr zu zahlen, weil sie den Produkten eine hohe Qualität oder einen Status zuschreiben.
Beispiel:
Marken wie Rolex oder Tesla setzen auf Premiumpreise, da ihre Kunden bereit sind, für den Markennamen und die damit verbundene Qualität zu zahlen.
Niedrigpreisstrategie
Unternehmen, die auf günstige Preise setzen, verwenden die Niedrigpreisstrategie. Diese Strategie zielt darauf ab, ein breites Publikum anzusprechen und hohe Verkaufszahlen durch niedrige Preise zu erreichen.
Beispiel:
Discounter wie Aldi oder Lidl setzen auf eine Niedrigpreisstrategie, um eine große Menge an Kunden anzuziehen.
Psychologische Preisgestaltung
Bei der psychologischen Preisgestaltung werden Preise so gesetzt, dass sie für den Kunden attraktiver erscheinen. Ein typisches Beispiel ist die Preisgestaltung mit der Endziffer „9“, z. B. 9,99 Euro statt 10 Euro.
Beispiel:
Ein Möbelgeschäft verkauft ein Sofa für 499 Euro statt 500 Euro. Obwohl der Unterschied nur 1 Euro beträgt, erscheint der Preis von 499 Euro für viele Kunden deutlich günstiger.
Formeln zur Preisbestimmung
Die Preisbestimmung kann auch mathematisch erfasst werden, um sicherzustellen, dass die Preise sowohl wettbewerbsfähig als auch profitabel sind. Hier eine grundlegende Formel zur Deckungsbeitragsrechnung, um den Preis zu ermitteln, der notwendig ist, um Kosten zu decken und Gewinne zu erzielen:
Deckungsbeitrag=Preis−variable Kosten
Um den Break-even-Preis zu bestimmen, also den Preis, bei dem das Unternehmen weder Gewinn noch Verlust macht, lautet die Formel:
Break-even-Preis=Fixkosten/Verkaufte Menge+variable Kosten pro Einheit
Wenn ein Unternehmen Fixkosten von 10.000 Euro hat, variable Kosten von 20 Euro pro Einheit und 1.000 Einheiten verkaufen möchte, beträgt der Break-even-Preis:
10.000/1.000+20=30 Euro
Das Unternehmen müsste also mindestens 30 Euro pro Einheit verlangen, um die Kosten zu decken.
Fazit: Die Wahl der richtigen Preisstrategie
Die Preisbestimmung und die Wahl der richtigen Preisstrategie sind entscheidend für den Erfolg eines Unternehmens. Unternehmen müssen eine Vielzahl von Faktoren berücksichtigen, darunter Kosten, Nachfrage, Wettbewerb und die eigenen Unternehmensziele. Für Studierende der BWL und VWL ist es wichtig, diese Konzepte zu verstehen, da sie eine Schlüsselrolle in der Wirtschaft und im Marketing spielen.
Ob durch die Penetrationsstrategie, um schnell Marktanteile zu gewinnen, oder die Premiumstrategie, um eine exklusive Marke zu etablieren – die richtige Preisstrategie hilft Unternehmen, ihre Ziele zu erreichen und langfristig erfolgreich zu sein.
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