Erfahre, was Goodharts Gesetz bedeutet, warum es ein zentrales Problem in Wirtschaft und Management darstellt und wie du es in der Praxis umgehen kannst.
Was ist Goodharts Gesetz?
Goodharts Gesetz ist ein Konzept aus der Ökonomie und Sozialwissenschaft, das auf den britischen Ökonomen Charles Goodhart zurückgeht. Es besagt:
„Wenn eine Kennzahl zur Zielvorgabe wird, verliert sie ihre Aussagekraft als Kennzahl.“
Anders formuliert: Sobald eine Metrik als Maßstab für Erfolg oder Leistung festgelegt wird, beginnt sie, ihr eigentliches Ziel zu verfehlen. Der Grund dafür ist, dass sich Menschen oder Organisationen darauf konzentrieren, die Kennzahl zu optimieren, anstatt tatsächlich das gewünschte Ergebnis zu erreichen.
Dieses Phänomen tritt in vielen Bereichen auf, insbesondere in Unternehmen, Bildung, Politik und Gesundheitswesen.
Wie funktioniert Goodharts Gesetz?
- Eine Kennzahl wird als Erfolgskriterium definiert.
- Menschen oder Organisationen richten ihr Verhalten danach aus, um diese Kennzahl zu optimieren.
- Die eigentliche Bedeutung der Kennzahl wird verzerrt oder verliert ihre Relevanz.
- Am Ende wird das ursprüngliche Ziel nicht mehr erreicht oder sogar untergraben.
Beispiele für Goodharts Gesetz in der Praxis
1. Wirtschaft & Unternehmenssteuerung
Unternehmen setzen oft Key Performance Indicators (KPIs) ein, um Erfolg zu messen. Doch wenn Mitarbeiter oder Manager zu stark auf eine Kennzahl fokussiert sind, kann das unerwartete negative Folgen haben.
Beispiel: Verkaufszahlen als Hauptziel
Ein Unternehmen misst den Erfolg seiner Vertriebsmitarbeiter anhand der Anzahl der verkauften Einheiten. Ergebnis:
- Verkäufer pushen kurzfristige Verkäufe statt nachhaltige Kundenbeziehungen aufzubauen.
- Kunden werden zu unnötigen Käufen gedrängt, was langfristig dem Ruf des Unternehmens schadet.
Beispiel: Kostenreduktion als KPI
Ein Unternehmen setzt Kostenreduzierung als oberstes Ziel. Ergebnis:
- Qualität und Kundenservice leiden, da Mitarbeiter und Budgets gekürzt werden.
- Langfristig verliert das Unternehmen Marktanteile, weil die Kundenzufriedenheit sinkt.
Lösung: Statt einzelne Kennzahlen als alleiniges Erfolgskriterium zu setzen, sollten Unternehmen ganzheitliche Ziele verfolgen, die auch qualitative Faktoren berücksichtigen.
2. Bildung & Universitäten
In vielen Bildungssystemen werden Lehrer und Schulen anhand der Testergebnisse ihrer Schüler bewertet.
🔹 Beispiel: Standardisierte Tests
Wenn Lehrer nur an Testergebnissen gemessen werden, kann das dazu führen, dass:
- Lehrer „für den Test“ unterrichten, anstatt echtes Wissen zu vermitteln.
- Kreativität und kritisches Denken in den Hintergrund geraten.
- Schüler zwar gute Testergebnisse erzielen, aber keine tiefgehende Bildung erhalten.
Lösung: Bildungssysteme sollten mehr Wert auf langfristige Lernziele, Kreativität und Problemlösungsfähigkeiten legen, anstatt sich nur auf Prüfungen zu fokussieren.
3. Politik & Verwaltung
Regierungen und Behörden setzen oft Kennzahlen, um den Erfolg von Maßnahmen zu messen. Doch wenn diese Zahlen zum Hauptfokus werden, kann es zu unerwünschten Ergebnissen kommen.
Beispiel: Polizeiarbeit und Kriminalitätsraten
In manchen Ländern werden Polizisten nach der Anzahl gelöster Fälle bewertet. Das kann dazu führen, dass:
- Geringfügige Straftaten übermäßig verfolgt werden, um die Statistik zu verbessern.
- Komplexere Fälle ignoriert werden, weil sie schwerer zu lösen sind.
Beispiel: Krankenhaus-Statistiken
Krankenhäuser werden oft nach Belegungszahlen oder Behandlungszeiten bewertet. Das kann dazu führen, dass:
- Patienten zu früh entlassen werden, um Betten schneller frei zu machen.
- Ärzte Behandlungen priorisieren, die leicht messbare Erfolge zeigen, anstatt das beste für den Patienten zu tun.
Lösung: Statt rein auf Zahlen zu setzen, sollten qualitative Bewertungen und Feedback von Experten eine größere Rolle spielen.
4. Online-Marketing & Social Media
Viele Unternehmen und Influencer messen Erfolg anhand von Kennzahlen wie Klicks, Likes oder Follower-Zahlen. Doch sobald diese Metriken zum alleinigen Ziel werden, entstehen Probleme.
Beispiel: Clickbait-Strategien
Wenn Websites nach Klickzahlen bewertet werden, entstehen irreführende oder übertriebene Überschriften, um mehr Traffic zu generieren. Das führt dazu, dass:
- Die Qualität der Inhalte leidet.
- Leser enttäuscht werden, weil der Inhalt nicht hält, was die Überschrift verspricht.
Beispiel: Instagram & Fake-Follower
Einige Influencer kaufen Follower, um ihre Reichweite künstlich zu vergrößern. Doch diese Follower sind oft nicht echt oder nicht engagiert, was langfristig Werbepartnern schadet.
Lösung: Erfolgskennzahlen sollten nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ betrachtet werden. Engagement und echte Interaktionen sind wichtiger als bloße Zahlen.
Wie kann man Goodharts Gesetz umgehen?
-
Setze mehrere Kennzahlen statt nur einer einzigen.
- Statt nur auf Verkaufszahlen zu schauen, auch Kundenbewertungen und Wiederkaufsraten messen.
- Statt nur Testnoten zu verwenden, auch kreative Leistungen und kritisches Denken bewerten.
-
Fokussiere dich auf das eigentliche Ziel, nicht nur auf die Zahl.
- Warum wird diese Kennzahl überhaupt genutzt? Ist sie wirklich das beste Maß für Erfolg?
-
Nutze qualitative Daten zusätzlich zu quantitativen.
- In Unternehmen: Kundenfeedback und Mitarbeiterzufriedenheit berücksichtigen.
- In der Bildung: Projekte und Diskussionen statt nur Multiple-Choice-Tests.
-
Schaffe Anreize für nachhaltiges Verhalten.
- Vertriebsmitarbeiter sollten nicht nur für den ersten Verkauf belohnt werden, sondern auch für langfristige Kundenbindung.
- Lehrer sollten auch für kreative Unterrichtsmethoden Anerkennung erhalten.
-
Regelmäßige Überprüfung und Anpassung der Metriken.
- Funktionieren die aktuellen Kennzahlen wirklich oder gibt es Anzeichen für Verzerrung?
Fazit: Die richtige Balance bei Kennzahlen finden
Goodharts Gesetz zeigt, dass Kennzahlen allein kein perfektes Maß für Erfolg sind. Sobald Menschen sich zu sehr auf eine Zahl konzentrieren, kann sie ihren eigentlichen Zweck verlieren.
Wer dieses Prinzip versteht, kann bessere Entscheidungen treffen:
- Unternehmen können nachhaltiger wachsen, indem sie nicht nur auf kurzfristige KPIs setzen.
- Bildungseinrichtungen können echte Fähigkeiten fördern, statt nur Testergebnisse zu optimieren.
- Regierungen können sinnvollere Strategien entwickeln, statt nur Statistiken zu schönen.
Kennzahlen sind wertvoll – aber nur, wenn sie richtig eingesetzt werden. Statt blind einer Zahl hinterherzujagen, sollten wir uns immer fragen: Erreichen wir wirklich das Ziel, oder nur eine optimierte Zahl?
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