Die Nachteile der Zielsetzung

Die Nachteile der Zielsetzung

Die Nachteile der Zielsetzung: Das Dokument „Goals Gone Wild: The Systematic Side Effects of Over-Prescribing Goal Setting“ von Lisa D. Ordóñez, Maurice E. Schweitzer, Adam D. Galinsky und Max H. Bazerman diskutiert die systematischen und oft übersehenen negativen Auswirkungen der Zielsetzung in Organisationen und Unternehmen. Zielsetzung wird oft als Motivationsmittel empfohlen, das die Leistung steigern kann.

Die Autoren argumentieren jedoch, dass die Vorteile der Zielsetzung überbewertet wurden und die negativen Auswirkungen zu wenig Beachtung gefunden haben.

Zentrale Punkte

Grundannahme

Zielsetzung wurde lange Zeit als einfache Lösung für Motivations- und Leistungssteigerungen angesehen. Spezifische, herausfordernde Ziele wurden gezeigt, um die Leistung effektiv zu steigern.

Negative Effekte

Die Autoren weisen auf mehrere systematische negative Effekte hin, die durch Zielsetzung verursacht werden können. Dazu gehören eine zu enge Fokussierung, die wichtige Nicht-Zielbereiche vernachlässigt, ein Anstieg unethischen Verhaltens, verzerrte Risikopräferenzen, die Erosion der Organisationskultur und eine Verringerung der intrinsischen Motivation.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Die Autoren vergleichen Zielsetzung mit verschreibungspflichtigen Medikamenten, die sorgfältig dosiert werden müssen und deren Nebenwirkungen und Überwachung ernst genommen werden sollten. Sie schlagen vor, dass Zielsetzung selektiv eingesetzt und mit Vorsicht behandelt werden sollte, inklusive der Erwägung möglicher schädlicher Nebenwirkungen.

Empfehlungen

Zum besseren Umgang mit Zielsetzungen empfehlen die Autoren unter anderem, die Spezifität und Herausforderung der Ziele zu überdenken, wer die Ziele setzt, den angemessenen Zeithorizont zu bestimmen, die möglichen Einflüsse auf das Risikoverhalten und unethisches Verhalten zu berücksichtigen, sowie die Auswirkungen auf die Organisationskultur und die intrinsische Motivation.

Beispiele

Beispiele fehlgeleiteter Zielsetzung

Sears, Roebuck and Co.: Setzte Verkaufsziele für das Autoreparaturpersonal, was zu Überladungen und unnötigen Reparaturen führte.

Enron: Setzte spezifische, herausfordernde Ziele, die zu riskantem und unethischem Verhalten führten, was zum Zusammenbruch des Unternehmens beitrug.

Ford Pinto: Setzte Ziele bezüglich Kosten und Gewicht, die Sicherheitsüberprüfungen vernachlässigten und zu tödlichen Unfällen führten.

Systematische Probleme durch Zielsetzung

Zu enge Fokussierung: Ziele können die Aufmerksamkeit so stark einschränken, dass wichtige Aspekte vernachlässigt werden.

Steigerung unethischen Verhaltens: Die Motivation, spezifische Ziele zu erreichen, kann zu unethischem Verhalten führen, wie z.B. das Manipulieren von Verkaufszahlen oder die Missachtung von Sicherheitsstandards.

Verzerrung von Risikopräferenzen: Ziele können zu riskanteren Entscheidungen führen, da die Erreichung des Ziels über die möglichen Risiken gestellt wird.

Erosion der Organisationskultur: Eine übermäßige Betonung von Zielen kann eine Kultur fördern, die kurzfristige Ergebnisse über langfristige Werte und ethisches Verhalten stellt.

Verringerung der intrinsischen Motivation: Eine starke Fokussierung auf extrinsische Zielvorgaben kann die intrinsische Motivation untergraben, eine Aufgabe um ihrer selbst willen auszuführen.

Empfehlungen zur verantwortungsvollen Zielsetzung

Überprüfung der Ziele: Stellen Sie sicher, dass Ziele umfassend sind und nicht zu einer zu engen Fokussierung führen.

Beteiligung der Mitarbeiter: Die Einbeziehung der Mitarbeiter bei der Zielsetzung kann die Akzeptanz und das Engagement erhöhen.

Berücksichtigung des Zeithorizonts: Ziele sollten nicht nur kurzfristige Ergebnisse fördern, sondern auch langfristige Interessen und Nachhaltigkeit berücksichtigen.

Risikomanagement: Setzen Sie klare Richtlinien für akzeptable Risiken und überwachen Sie das Verhalten, um unethisches Handeln zu vermeiden.

Anpassung an individuelle Fähigkeiten: Ziele sollten an die Fähigkeiten und Umstände jedes Einzelnen angepasst werden, um Fairness und Effektivität zu gewährleisten.

Das Dokument schließt mit einem Aufruf zu einer differenzierteren Betrachtung der Zielsetzungspraxis, sowohl in der Forschung als auch in der Anwendung in Organisationen. Es wird betont, dass Zielsetzung zwar ein mächtiges Werkzeug sein kann, aber mit Vorsicht und unter Berücksichtigung der potenziellen negativen Auswirkungen eingesetzt werden sollte.

Fazit

Die Autoren betonen, dass das Setzen von Zielen nicht universell und unbedacht angewendet werden sollte, sondern ein differenzierter Ansatz notwendig ist, der die potenziell schädlichen Nebenwirkungen berücksichtigt. Sie fordern weitere Forschung zu den negativen Konsequenzen der Zielsetzung und plädieren für eine kritischere und weniger selbstgefällige Betrachtung der Zielsetzungspraxis in der Managementforschung und -praxis.

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