Die Holokratie als neue Organisationsform

Holokratie

Das Ende der Hierarchie, Intranzparenz und der Machtverhältnisse ist das Versprechen der Organisationsform Holokratie. Dadurch sollen die Agilität und auch die Flexibilität in Unternehmen gefördert werden. Aber kann das Führungssystem die Anforderungen erfüllen oder endet eine Führung ohne Chef im Chaos? Lass uns einmal die Organisationsform Holokratie näher betrachten und vielleicht ist diese etwas für dich und dein Unternehmen.

Was ist die Organisationsform Holokratie?

Holokratie (Holacracy) kann man in etwa mit ganzheitliche Führung übersetzen. Diese wurde von dem Unternehmer Brian Robertson aus Philadelphia (USA) auf Basis der Soziokratie in seiner Firma Ternary Software Corporation entwickelt. Im Vordergrund stand hierbei eine schnellere Entscheidungsfindung mit einer Transparenz auf allen Ebenen des Unternehmens. Er ist Buchautor des Titels Holacracy: Ein revolutionäres Management-System für eine volatile Welt. Mittlerweile ist aus dem Konzept ein eigenes Unternehmen geworden – HolacracyOne. Ein  Bestandteil ist die Software Glassfrog, die dabei behilflich ist, Holokratie im Unternehmen umzusetzen.

 

Die Grundlagen der Organisationsform Holokratie

Bei der Holokratie stehen stehen unterschiedliche Rollen und Kreise im Vordergrund als unternehmensweite Struktur. Früher ging es immer um Personen und einzelne Autoritäten. Die Rollen beziehen sich auf Funktionen oder Tätigkeitsfelder im Unternehmen und werden in Kreisen (z.B. Marketing) zusammengefasst. Komplexere Rollen können wiederum in kleineren Kreisen dargestellt werden. Als Beispiel wären im Kreis Marketing zwei kleinere Kreise (Social Media und Online Marketing) enthalten.

In der eigenen Rolle hat man die volle Entscheidungsmacht. Sind es jedoch Aufgabenbereiche anderer Rollen, so muss man sich mit diesen absprechen. Von außerhalb des Kreises hat niemand die Autorität etwas zu bestimmen, was den Kreis betrifft. Rollen begegnen sich auf Augenhöhe und arbeiten innerhalb eines Kreises miteinander an einem gemeinsamen Ziel. Der Rahmen jeder Rolle wird durch einen Zweck, einen Aufgabenbereich und einen Verantwortungsbereich definiert. Jede Person wählt selbst die Aufgaben, die im Rahmen der jeweiligen Rollen auszuführen sind.

Die vier Säulen der Holokratie

Für die Organisationsform Holokratie gibt es eine Verfassung, welche kontinuierlich weiterentwickelt wird und öffentlich einsebar ist. Diese besteht im Wesentlichen aus vier Säulen, ohne die das Organisationsmodell nicht funktionieren kann.

  1. Doppelte Verbindung (double-linking)
  2. Trennung von operativen und Steuerungstreffen
  3. Rollenverteilung
  4. Dynamische Steuerung

Doppelte Verbindung (double-linking)

Für eine funktionierende Kommunikation zwischen den verschieden Kreisen , benötigt jeder Kreis einen (oder mehrere) Vertreter, welche den nötigen Austausch der Kreise untereinander gewährleisten. Die Vertreter geben also aktuelle Informationen aus ihrem Kreis weiter und vertreten dessen Interessen im Nachbar-Kreis. So werden alle Stimmen gehört und sind gleichberechtigt.

Trennung von operativen und Steuerungstreffen

Für das operative Tagesgeschäft werden Zuständigkeiten und Entscheidungsbefugnisse genau abgesteckt und von einander getrennt. Die Kreise steuern und organisieren sich und ihre Tagesaufgaben autark. In den übergeordneten Steuerungstreffen wird nicht über Ressourcenfragen (Geld, Zeit, Personal) gesprochen. Dadurch wird Platz für Ideen und Strategien geschaffen.

Rollenverteilung

Die Organisationsform Holokratie benötigt eine klare Rollenverteilung. Daher werden bestehende Zuständigkeiten und Rollen in den Steuerungstreffen regelmäßig gemeinsam definiert, sodass alle für den Betrieb notwendigen Handlungen erfasst sind. Es werden Missverständnisse und Zuständigkeitsstreitereien minimiert.

Dynamische Steuerung

Wichtige Steuerungsentscheidungen werden in den jeweiligen Kreisen mit der integrativen Entscheidungsfindung getroffen. Dabei werden die Stimmen aller Beteiligten einbezogen, und es wird keine perfekte, sondern vor allem brauchbare und korrigierbare Lösung gesucht. Diese muss sich in der Praxis erst noch bewähren und ist daher jederzeit änderbar. Es kann also jeder und jederzeit einen neuen (besseren) Vorschlag einbringen.

Die unterschiedlichen Meetings in der Holokratie

Meetings sind ein wichtiger Bestandteil der Holokratie. Allerdings gibt es klare Regeln für die Effektivität. Die Treffen erfolgen in drei Formaten:

Operative Meetings: Alltägliche Aufgaben und wie die Effizienz bestimmter Projekte gesteigert werden kann

Strategische Meetings: Diskussion der wichtigsten Fragestellungen

Steuerungsmeetings: Weiterentwicklung der Strukturen, z.B. ob Kreise vielleicht zusammengelegt werden könnten oder neue entwickelt werden müssen

Vorteile der Organisationsform Holokratie

  • basisdemokratisches Zusammenarbeiten
  • agileres Arbeiten
  • gesteigerte Innovationskraft
  • mehr Freiheiten für Mitarbeiter
  • keine strengen Kontrollmechanismen

Nachteile der Organisationsform Holokratie

  • Eignet sich eher für kleinere Unternehmen
  • Akzeptanz und Umsetzung in allen Unternehmensteilen
  • Hohe Kosten für Berater und Software bei der Umsetzung

Grafik: CC0 Creative Commons pixabay geralt